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Einleitung


Bangladesh ist ein Land mit Flüßen und grünen Feldern, mit Ansammlungen von Dörfern, wo laut einer Studie der London School of Economics, 1999, die glücklichsten Menschen der Welt leben. Das Ganges-Brahmaputra-Meghna Delta besteht aus ungefähr 237 Flüßen, es ist damit das größte Delta der Erde. Der Ganges oder Padma, einer der größten Flüße der Welt, entspringt von einem Gletscher in 3300 Meter Höhe in Uttar Pradesh, Indien. Nach seinem Austritt aus seiner Quelle im Himalaya fließt er nach Osten und Südosten 2500 Kilometer bis zum Golf von Bengalen.

Bangladesh ist eines der ärmsten und dichtbesiedeltsten (750 Menschen/km2) Länder der Welt, und eines, das zu Naturkatastrophen mit Hunderten und Tausenden von Toten und Billionen Dollar an Ernte- und Besitzschäden neigt. Es ist ein Land, das, nur wenig größer als England, ungefähr 114 Millionen Einwohner hat und voraussichtlich im Jahre 2050 342 Millionen (FAO, 1990). Pro Kopf beträgt das jährliche Einkommen in Bangladesh ungefähr 184 US $. Die Mehrzahl der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Bangladesh ist im Teufelskreis von Armut, Ressourcen- und Umweltzerstörung und schlechter Gesundheit gefangen. Drei Viertel der Bevölkerung, vor allem Frauen und Kinder, sind krank und unterernährt. Die Stellung der Frau ist sehr schlecht in Bangladesh. Es gibt nur vier Länder dieser Welt, in dem mehr Mädchen vor Erreichen des 5.Lebensjahres sterben. Eine hohe Anzahl chronischer Behinderungen und ernsthafter Fehlernährung sind allgemein verbreitet in Bangladesh. Die Ausgaben für Bildung und Gesundheitsversorgung pro Kopf sind mit die niedrigsten der Welt. Dieses arme, auf Landwirtschaft basierende, kleine Land hat über die Jahrhunderte eine exzellente soziale Situation entwickelt, die auf Humanismus und auf weltlichem Gedankengut basiert. 1986 hat Prof. Alan Dundes von der Universität von Californien, Berkeley, geschrieben: "Bangladesh mag zwar eine der ärmsten Nationen auf der Erde sein, aber ich kann Ihnen von der Perspektive der Folklore sagen, daß es eindeutig eine der reichsten ist."

Green and yellow my paddy sways its shoots tenderly It calls me every day as I stand by the roadside. It stalks touching and kissing and parting in the breeze.

O Blind Cloud, You are my Brother! Give a little more rain so that we may eat good rice

Ein alter, bengalischer Mystiker beschreibt:

The mind is a tree, the five senses are its branches. Hope bears fruits and leaves in abundance.

One who does not know the mystery of this tree's growth and destruction. Fool is he to have to come back again and again in samasara to receive pain.

(Cayapada 45, Kanhupada, Raga Mallari)

Die traditionelle Weisheit, die Tausende von Jahren aufrechtzuerhaltender Erfahrung unterstützte, wurde ausgerottet und ersetzt durch die Weisheit des Nordens. Das bengalische System der Überschwemmungsbewässerung aus dem 17.Jahrhundert vor Christus funktionierte sehr gut bis die Engländer kamen. Es bereicherte nicht nur die Erde, sondern kontrollierte auch Malaria. Laut Willcocks (1920), einem britischen Bewässerungsexperten: "Flußwasser der ersten Monate der Überschwemmung ist Gold wert." Wie auch immer, Eindämmungen wurden konstruiert, um das fruchtbare Flußwasser abzuhalten, Dünger, Pestizide, Tiefbrunnen und Hybridsaatgut wurden seit den 60er Jahren im Rahmen der Entwicklungshilfe eingeführt. Agarwal und Narain (1997) berichten:

Besonders dramatisch wirkt sich dieser Ablauf im grössten Flussdelta der Erde aus, dem Bengal-Delta. Seit der letzten Eiszeit vor 15"000 Jahren, als der Meeresspiegel etwa 100 Meter tiefer lag als heute, verfrachteten Flüsse wie der Ganges enorme Sedimentmengen aus dem Himalaja in das Delta. Mit dieser Sedimentfracht wurden auch beträchtliche Mengen an Arsen mitgeliefert, die nun langsam freigesetzt werden. Das Ausmass der Arsenbelastung in Bangladesh und Westbengalen und die gesundheitlichen Folgen der Trinkwasserverschmutzung durch Arsen sind für die dort lebenden Menschen noch nicht absehbar. In Bangladesh leiden inzwischen bereits eine Million Menschen an chronischer Arsenvergiftung. Rund 36 Millionen Menschen - mehr als ein Viertel der Bevölkerung - konsumieren Wasser mit Arsenkonzentrationen von bis zu einigen hundert Mikrogramm pro Liter. Schätzungen lassen vermuten, dass insgesamt 150 Millionen Menschen gefährdet sind, mehr oder weniger stark mit Arsen vergiftet zu werden. Und nach neusten Untersuchungen des Epidemiologen Dipankar Chakraborti von der Jadvpur Universität in Kalkutta ist dies vermutlich nur die Spitze des Eisberges.*2 Denn Chakraborti nimmt auf Grund neuer Untersuchungen an, dass das Arsenproblem nicht nur auf den Bereich des Gangesdeltas beschränkt ist. Er befürchtet, dass potenziell 449 Millionen Menschen, die im Einzugsbereich des Ganges leben, durch den Konsum arsenhaltigen Trinkwassers gesundheitlich gefährdet sind

Bei langjährigem Konsum arsenhaltigen Wassers kommt es zur chronischen Arsenvergiftung, der Arsenicosis. Im Anfangsstadium treten veränderte Hautpigmentierungen auf, die sich später zu Hautkrebs entwickeln können. Es folgen organische und neurologische Erkrankungen. Nach 15 bis 30 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, hoch. Bei einer Dosis von 150 bis 300 Milligramm wirkt Arsenit auf den menschlichen Organismus tödlich. Die Feststellung einer chronischen Giftwirkung bei der täglichen Einnahme über Trinkwasser und Nahrung ist allerdings schwierig. Epidemiologische Schätzungen zeigen, dass bei einer Arsenkonzentration von 50 Mikrogramm pro Liter die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, bei 1 zu 100 liegt; bei einer Konzentration von 500 Mikrogramm pro Liter bei 1 zu 10. Die WHO senkte daher den empfohlenen Richtwert für die maximale Arsenbelastung im Jahr 1993 von 50 auf 10 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser. Die Europäische Union und die USA haben diese Empfehlung übernommen; in den Entwicklungsländern und auch in der Schweiz liegt der Grenzwert jedoch nach wie vor bei 50 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser.

"In vielen Dörfern, in denen die Menschen dafür sorgten, daß sie ihr traditionelles Wassersystem behalten, auch nach Einführung eines Wasserleitungsversorgungssystemes, gab es keine Trinkwasserknappheit. Aber in Dörfern, die das traditionelle System ablehnten, hat die Austrocknung des Rajasthan Kanales zu wasserlosen Rohren und akuter Wasserkrise geführt."

Die Kapazität von amerikanischen und europäischen Bauern, auf neue Technologie zu agieren und reagieren, die Risiken und Gefahren bergen, ist noch nicht einmal in Reichweite eines Tagtraumes für die armen Kultivierer in Bangladesh und Indien.

Gentechpflanzen als Arsen-Entsorger

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